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Mythen der Menopause

Die großen 5 Menopausen-Mythen
 
Frauen müssen sich grundsätzlich doppelt beweisen: In jungen Jahren gegenüber ihren männlichen Kollegen, in fortgeschrittenen Lebensabschnitten gegenüber ihren jüngeren Geschlechtsgenossinnen. Aus medizinischer Sicht kommen noch all die Probleme rund um die Menopausehinzu – kein Wunder, dass zahlreiche Mythen um diese heiße Lebensphase kursieren. Dabei kann mit der Menopause einer der entspanntesten und wertvollsten Lebensabschnitte einer Frau beginnen.
 
Mythos 1: Die Wechseljahre beginnen plötzlich mit dem letzten Zyklus und sind bei allen Frauen gleich.
Durchschnittlich erleben Frauen ihre letzte Periodenblutung (Menopause) zwischen dem 51. und 52. Lebensjahr. Zuvor wird der Zyklus in einer Übergangsphase (Klimakterium), die meist um das 45. Lebensjahr beginnt, unregelmäßig und es stellen sich oft typische Symptome ein, die bei jeder Frau in unterschiedlicher Ausprägung und individuell verschieden auftreten.
 
Mythos 2: Alle Frauen in den Wechseljahren müssen therapiert werden.
Man kann die Beschwerdeintensität ungefähr dritteln: Ein Drittel hat kaum Beschwerden und benötigt keine Therapie. Ein weiteres Drittel hat starke vasomotorische Symptome (VMS) wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche, begleitet von Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen, Libidoverlust, Gelenkbeschwerden sowie vaginaler und ophthalmologischer Trockenheit. Oftmals ist ein normales Arbeits- und Privatleben ohne Therapie nicht möglich.
 
Dazwischen liegt etwa ein Drittel an Patientinnen, deren Beschwerden zwar deutlich, aber weniger beeinträchtigend sind. Hier ist die Therapieempfehlung mitunter schwierig. Aber nicht jede Frau in den Wechseljahren muss – geschweige denn möchte – therapiert werden. Zusammengefasst handelt es sich um eine höchst individuelle Beratungssituation, die Zeit, Sensibilität und Expertise benötigt.
 
Mythos 3: Eine Hormontherapie ist gefährlich und schädlich.
Eine Hormonersatztherapie (kurz HRT: Hormon Replacement Therapy) bietet bei richtiger Indikationsstellung einen ausdrücklichen Benefit. Sie wirkt besonders effektiv bei den typischen klimakterischen Beschwerden, insbesondere bei starken vasomotorischen Symptomen. In der Primärprävention sind zudem positive Effekte auf die Knochengesundheit zu verzeichnen, weiterhin besteht ein kardiovaskulärer und möglicherweise auch kognitiver Benefit bei frühzeitigem Beginn. Ferner werden Gewichtsstabilisierungen und damit die Prävention von Diabetes mellitus Typ 2 beschrieben. Eine Risikoreduktion von Kolon- und Rektumkarzinomen geht aus Beobachtungsstudien hervor. Positive Effekte auf Haut, Haare und emotionale Grundstimmung bereichern das Lebensgefühl.
 
Kontraindiziert dagegen ist eine HRT bei einem anamnestischen , Endometrium- und Zervixkarzinom(Adenokarzinom), bei venösen thromboembolischen oder thrombophilen Erkrankungen, nach kardio- oder zerebrovaskulären Ereignissen, sowie bei schwerwiegenden Lebererkrankungen und einer Porphyrie. Wichtig ist der rechtzeitige Beginn vor dem 60. Lebensjahr oder innerhalb von 10 Jahren nach Einsetzen der Menopause.
 
Mythos 4: Frauen nach der Menopause sind mit ihrem Leben unzufriedener.
In einer polnischen Studie wurde die Lebenszufriedenheit postmenopausaler Frauen untersucht. 510 Teilnehmerinnen aus sechs zufällig ausgewählten Kliniken in Lublin erhielten einen standardisierten Fragebogen, bestehend aus soziodemographischen Angaben und Fragen zur persönlichen Zufriedenheit. Im Ergebnis waren die postmenopausalen Frauen durch eine mittlere Lebenszufriedenheit gekennzeichnet. Es bestand ein Zusammenhang zwischen der allgemeinen Zufriedenheit und Faktoren wie dem Bildungsniveau, der subjektiven Einschätzung der materiellen Lebensbedingungen bzw. dem Gesundheitszustand und der sexuellen Aktivität.
 
Die genannten Zusammenhänge waren bei Frauen, die eine bessere Ausbildung, bessere soziale Lebens- und Gesundheitsbedingungen hatten und sexuell aktiv waren, insgesamt günstiger. Das Ergebnis zeigt, dass bei postmenopausalen Frauen eine durchschnittliche Lebenszufriedenheit besteht, die besonders mit sozialen, gesundheitlichen und sexualanamnestischen Faktoren zusammenhängt.
 
Mythos 5: Frauen nach der Menopause sind asexuell.
Wahr ist, dass die Mehrzahl der Frauen im Klimakterium über eine vaginale Trockenheit klagt, bedingt durch einen Östrogenmangel, was wiederum eine Dyspareunie mit Libidoverlust zur Folge hat. Dies lässt sich sehr effektiv mit einer lokalen Östrogentherapie behandeln, alternativ bei Hormonablehnung durch vaginale Hyaluronpräparate oder andere Befeuchtungsmittel. Ein genereller Libidoverlust in den Wechseljahren ist in der gynäkologischen Praxis nicht selten Thema. Er lässt sich organisch durch die nachlassende Hormonproduktion der Ovarien, die u. a. für die Östrogen- und Testosteronproduktion verantwortlich sind, erklären.
 
Eine Hormonersatztherapie und ggf. entsprechende Testosteronpräparate stellen eine individuelle Therapieoption dar. Gynäkologische Besonderheiten wie Deszensusbeschwerden oder Beeinträchtigungen nach einer onkologischen Therapie können weiterhin Gründe für einen deutlichen Libidoverlust sein. Andererseits handelt es sich hierbei um ein Phänomen, das auch jüngere Frauen betrifft. Auf der psychosomatischen Ebene können sämtliche Lebensbereiche das sexuelle Erleben beeinflussen, insbesondere langjährige Beziehungskonflikte, aber auch Belastungen aus dem familiären, beruflichen und sozialen Bereich.
 
Frauen nach der Menopause berichten aber auch über ein neues, von der Verhütungslast losgelöstes Ausleben von Sexualität; oftmals sogar mit einem Anstieg der Libido, was durch eine allgemeine Gelassenheit mit dem Wegfall von familiären und beruflichen Verpflichtungen zusammenhängen kann. Die fünfte Lebensdekade einer Frau als generell asexuell zu bezeichnen, entspricht nicht dem Erfahrungswert einer gynäkologischen Sprechstunde.
 
Fazit: Zeit für einen Paradigmenwechsel
Die Wechseljahre beginnen meist schleichend mit einer Vielzahl von Symptomen, die bei jeder Frau individuell ausgeprägt sind. Beeinträchtigen sie den Alltag stark, lassen sie sich effektiv und weitgehend risikoarm therapieren, sofern Indikation und Kontraindikation sorgfältig abgewogen werden. Daneben sind auch präventive Effekte einer Hormontherapie bekannt, aber nicht jede Frau muss zwangsläufig behandelt werden. Es gibt organische und psychosomatische Gründe für einen Libidoverlust, der in höheren Lebensdekaden häufiger beschrieben wird, aber nicht grundsätzlich altersbedingt auftritt und manchmal sogar gegenteilig empfunden wird. In einer Studie berichten postmenopausale Frauen über eine durchschnittliche Lebenszufriedenheit, die eher von gesundheitlichen, sozialen und sexuellen Faktoren beeinflusst wird.
 
Die Jahre um die Menopause werden von Frauen nicht selten als eine Zeit voller entspannter Gelassenheit, maximaler beruflicher Expertise und erfüllender Beziehungen erlebt. Und das Beste kann mit der Menopause noch kommen, denn Lebenszufriedenheit und individuelle Ausstrahlung sind weniger eine Frage des biologischen Alters als vielmehr das Ergebnis aus äußeren Umständen, Erfahrungsreichtum und persönlicher Reife.

 
Quelle: Pałucka et al.: Satisfaction with life in postmenopausal women. Quarterly Journal Fides Et Ratio, 2022. doi: 10.34766/fetr.v3i51.1113
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